Nach zwei Jahren wirtschaftlicher Schrumpfung erwartet die Bundesregierung für das laufende Jahr lediglich ein bescheidenes Wachstum von 0,2 Prozent. Damit bleibt Deutschland das einzige G7-Land, das seit 2023 keine nennenswerte Erholung verzeichnen konnte. Experten führen die anhaltende wirtschaftliche Schwäche auf eine Kombination aus schwacher industrieller Nachfrage, sinkenden Exporten und fehlenden Investitionen zurück.
Hohe Ausgaben – große Lücke im Haushalt
Trotz eines geplanten staatlichen Ausgabenprogramms in Höhe von rund 500 Milliarden Euro über mehrere Jahre droht der Bundeshaushalt aus dem Gleichgewicht zu geraten. Laut aktuellen Berechnungen klafft bis 2029 ein Defizit von über 140 Milliarden Euro. Finanzminister Christian Lindner sprach von „strengen Prioritäten“ und kündigte an, dass über künftige Kürzungen in einzelnen Ressorts gesprochen werden müsse.
Infrastrukturdefizite bremsen Wettbewerbsfähigkeit
Ein wesentlicher Faktor für die schwache Wachstumsdynamik sind laut Ökonomen die seit Jahren ungelösten Infrastrukturprobleme. Marode Brücken, ein unterfinanziertes Schienennetz und schleppender Breitbandausbau belasten die Produktivität und schrecken Investoren ab. Auch der schleppende Ausbau erneuerbarer Energien verschärft die Standortprobleme für die Industrie.
Anhaltende Unsicherheit über fiskalische Zukunft
Während die Regierung ihre Konsolidierungspläne prüft, warnen Wirtschaftsverbände vor einem Rückschlag für Investitionen und Beschäftigung. Sollte es zu weiteren Ausgabenkürzungen kommen, drohe eine „gefährliche Sparspirale“, so der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Beobachter sehen die Bundesregierung nun vor der Herausforderung, Haushaltsdisziplin mit gezielten Impulsen zur Stärkung des Wachstums zu verbinden.
Zitate
Deutsche Wirtschaft wächst auch in diesem Jahr nur leicht – kpmg.com
Deutschlands Haushalt könnte die Wirtschaft stärker ankurbeln als erwartet – goldmansachs.com