Drei Jahrzehnte nach den Oslo-Verträgen ist die Hoffnung auf eine friedliche Koexistenz zwischen Israelis und Palästinensern weitgehend verblasst. Was einst als historischer Durchbruch gefeiert wurde, ist heute zum Symbol einer gescheiterten Friedensordnung geworden. Die wechselseitige Gewaltspirale, das Misstrauen und der politische Rechtsruck in Israel haben das Fundament der Zweistaatenlösung untergraben.
Während in den 1990er-Jahren eine Mehrheit der israelischen Bevölkerung noch den Frieden mit den Palästinensern befürwortete, hat inzwischen die Sicherheitslogik das politische Denken dominiert. Der Ausbau der Siedlungen im Westjordanland und die politische Stärkung religiös-nationalistischer Gruppierungen zeugen von dieser Verschiebung.
Sicherheitsdenken statt Friedenspolitik
Nach den blutigen Intifadas und dem Aufstieg der Hamas in Gaza hat sich Israels Gesellschaft zunehmend auf militärische Stärke und territoriale Kontrolle konzentriert. Die Regierungen setzten auf Abschreckung und Sicherheitszäune, statt auf diplomatische Öffnung. Diese Politik brachte kurzfristige Stabilität, aber keinen nachhaltigen Frieden.
Premierminister Benjamin Netanjahu und seine Nachfolger haben das Narrativ verfestigt, dass Frieden nur durch Stärke zu erreichen sei. Dieser Ansatz verschärfte die Polarisierung, schwächte die Friedensbewegung und ließ jene Stimmen verstummen, die auf Dialog und Kompromiss setzten.
Gesellschaftliche Spaltung und religiöser Einfluss
Parallel zur politischen Verschiebung nach rechts erlebte Israel eine wachsende gesellschaftliche Spaltung. Säkular-liberale Kräfte sehen sich zunehmend marginalisiert, während religiöse und nationalistische Gruppen an Einfluss gewannen. Der Konflikt um die Identität des Staates – jüdisch, demokratisch oder beides – prägt den öffentlichen Diskurs stärker als je zuvor.
Viele junge Israelis sind im Zustand permanenter Unsicherheit aufgewachsen. Sie kennen den Frieden nur aus Erzählungen ihrer Eltern. Das Misstrauen gegenüber den Palästinensern ist tief verankert, und die Verteidigung des nationalen Selbstverständnisses steht über der Suche nach Verständigung.
Internationale Isolation und moralische Erosion
Israel steht heute außenpolitisch unter Druck. Die andauernden militärischen Operationen in Gaza, internationale Kritik an der Siedlungspolitik und zunehmende Spannungen mit westlichen Partnern haben das Ansehen des Landes beschädigt. Trotz technologischer und wirtschaftlicher Stärke bleibt das moralische Dilemma ungelöst: Wie kann ein Land, das aus dem Streben nach Sicherheit geboren wurde, Frieden verweigern?
Die israelische Friedensbewegung existiert noch, doch sie ist fragmentiert und politisch bedeutungslos. Der Traum von Oslo lebt nur in den Erinnerungen jener, die einst glaubten, Geschichte könne durch Mut gewendet werden.
Ein Ende ohne Neuanfang?
Israels Kampf um Frieden ist heute ein Kampf um Erinnerung und Gerechtigkeit – ein Ringen zwischen Angst und Hoffnung. Solange Gewalt und Vergeltung das Denken prägen, bleibt der Frieden eine ferne Vision. Der politische Stillstand wird zur selbst erfüllenden Prophezeiung: Ohne Perspektive wächst die Verzweiflung auf beiden Seiten.
Quellen
Wie Israel den Kampf um den Frieden verlor – spiegel.de
Dieser Existenzkampf hat jegliches Maß verloren – tagesschau.de